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Beitrag vom 06.10.2005
Elisabeth Leithäuser
Karin Effing
Im Rahmen der Dauerausstellung "Selbstbewusstein und Beharrlichkeit. 200 Jahre schwule Geschichte", zeigt das Schwule Museum die Biographische Präsentation der Journalistin und Frauenrechtlerin.
17. August bis 27. November 2005
Unter einem anderen Namen in Berlin geboren, wuchs Elisabeth Leithäuser als Adoptivkind einer Witwe in Kassel auf. Die bürgerlichen Werte ihrer Umwelt lehnte sie schon früh als ungerecht und beengend ab. Sie war 17, als sie dem Kommunistischen Jugendverband beitrat. Nebst der politischen Bildung nutzte Elisabeth Leithäuser die Freiheiten der kommunistischen Ferienlager. Mit ihrer Freundin Margot erkundete sie das sexuelle Zusammenspiel ihrer Körper.
Im Sommer 1945 wurde Elisabeth Leithäuser Journalistin beim Berliner Rundfunk. Der Wechsel drei Jahre später zum RIAS war politisch motiviert. Dort schuf sie den Jugendfunk, führte Interviews mit Opfern des Nazi-Regimes, schrieb Hörspiele und war verantwortlich für Leserbriefe und Frauenfragen.
Die Frauenliebe war nie vordergründig in ihrem Leben und dennoch eine ständige Kraft. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit wusste sie sich in den diversen Redaktionen umgeben von Gleichgesinnten, wobei Diskretion und gegenseitige Unterstützung sich bedingten. In den 50er Jahren arbeitete sie beim Telegraf, unter anderem als Frau Renate. Sie erteilte Ratschläge für alle Lebenslagen und verhalf auch lesbischen Leserinnen auf Anfrage zu einer Partnerin. Das 1956 publizierte Gedenkbuch zum 10jährigen Bestehen des Telegraf würdigte die sehr beliebten Tagesausflüge von Frau Renate mit ihren Leserinnen.
Elisabeth Leithäuser entwickelte sich schon früh zur Individualistin mit politisch fortschrittlichen Überzeugungen. Als Jungkommunistin wurde sie 1934 wegen Hochverrats angeklagt, doch dank eines Meineides zu ihren Gunsten freigesprochen. Nach wiederholten Besuchen von Gestapo-Beamten, die sich sowohl für ihre politischen Ansichten als auch für Aktivitäten in lesbischen Frauenkreisen interessierten, zog sie sich mit ihrer Lebensgefährtin ins Private zurück. Sie meldete sich nie beim Arbeitsdienst und schlug sich als Privatsekretärin durch.
In den Kriegsjahren hörte Leithäuser Vorlesungen an der Friedrich-Wilhelms-Universität - heute: Humboldt-Universität, war aber zum größten Teil Autodidaktin. Das Rundfunkhandwerk lernte sie von einem Freund und in der Praxis. Als sie schon über 50 war, machte sie noch einen radikalen Umschwung zum psycho-sozialen Management.
Sie engagierte sich in der Frauen- und Lesbenbewegung der 70er Jahre, und freute sich zuletzt über die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Elisabeth Leithäuser war Interviewpartnerin für die bekannte Lesbenforscherin Claudia Schoppmann und berichtete über ihr Leben in deren Publikation "Zeit der Maskierung".
Das Schwule Museum verschafft einen Einblick in die Lebens- und Arbeitsgeschichte von Elisabeth Leithäuser mittels Dokumenten und Fotos. Die Präsentation ist Teil der Dauerausstellung "Selbstbewusstein und Beharrlichkeit. 200 Jahre schwule Geschichte", in der Einzelbiografien im Wechsel präsentiert werden und somit ein Licht auf die verschiedenen Lebensentwürfe homosexueller Männer und Frauen werfen.
Die Journalistin Elisabeth Leithäuser
Biographische Präsentation im Rahmen der Dauerausstellung
Schwules Museum
Mehringdamm 61
10961 Berlin
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 14 bis 18 Uhr
Samstag 14 bis 19 Uhr
Infos im Netz unter: www.SchwulesMuseum.de